Anna

Anna ist im vierten Semester des Studiengangs Verfahrenstechnik Papier und Biofasern. Ihr Appell an alle Frauen: „Die Ausrede, dass man das als Frau nicht studieren kann ist falsch. Es macht unglaublich viel Spaß […]. In der Industrie gibt es derzeit noch sehr wenig Frauen, das finde ich sehr schade. Es wäre super wenn sich ein paar mehr trauen würden und sich nicht abschrecken lassen, dass es derzeit noch so viele Männer sind, denn es werden immer mehr Frauen.“

Woher kommst du? Bist du extra fürs Studium hergezogen?

 Ich komme aus Garmisch-Partenkirchen. Das ist nicht so weit weg von München, aber ich bin trotzdem hierher ins Studentenwohnheim gezogen.

Wie war die Wohnungssuche für dich?

Ich habe Hilfe bekommen, von Nina Kohr, sie hilft hier im Studium bei allen Fragen und Problemen weiter. Da ist sie sehr dahinter. Alle Papierstudierenden haben die Möglichkeit sich wegen der Zimmersuche bei ihr zu melden und bekommen dann Hilfe. Ich habe mich gemeldet und hab dann sofort einen Platz im Wohnheim in der Studentenstadt bekommen, was normalerweise in München nicht so leicht ist. Ich habe sogar eine eigene Küche und ein eigenes Bad.

Wie war es für dich in eine neue große Stadt zu ziehen?

Es war tatsächlich gar nicht schwer. Ich habe gleich zu Beginn im Wohnheim und im Studium Anschluss gefunden. Dadurch, dass wir ein relativ kleiner Studiengang sind, gibt es einen unglaublich guten Zusammenhalt. Man kennt jeden und das motiviert. Zudem hilft man sich auch gegenseitig.

Was hast du vor dem Beginn deines Studiums gemacht?

Ich habe mein Abi gemacht und dann gleich angefangen zu studieren.

In welchem Semester bist du? Wie lange hast du noch vor dir?

Ich bin derzeit noch im 4. Semester. Jetzt steht das Praxissemester bevor.

Was ist in deinem Praxissemester geplant?

Ich werde am 2.August anfangen mein Praktikum bei der Firma UPM in Schongau zu machen.

Wie hast du den Praktikumsplatz gefunden?

Da helfen einem die ProfessorInnen sehr viel weiter. Die haben immer Ideen und Kontakte. Ich habe den Kontakt zur Personalleitung über meine Professorin bekommen, da sie dort einen ehemaligen Studenten kannte. Durch die kleine Industrie kennen sich die Leute untereinander, so kann man sehr schnell einen guten Praktikumsplatz finden.

Wie viele Semester hast du noch vor dir?

Der Bachelor dauert sieben Semester. Das heißt bis zum Abschluss meines Bachelors habe ich noch drei Semester vor mir. Ich werde aber ganz sicher meinen Master danach noch machen. Dieser dauert dann nochmal drei Semester.

Was hat dich dazu bewegt, dass du schon so sicher bist, auch den Master machen zu wollen?

Mir gefällt das Studium einfach unglaublich gut. Ich habe es ja auch durch Zufall entdeckt, wie die meisten, die keine Familie in der Papierindustrie haben. Ich bin wirklich begeistert von dem Studiengang und es macht unglaublich viel Spaß. Mir gefällt der technische und der praktische Bezug und dass wir auch so viel in den Laboren arbeiten.

Du hast das Studium also durch Zufall gefunden. Wie kam es dazu?

Ich wusste, dass ich in die technische Richtung wollte. Auch das Thema Nachhaltigkeit hat mich sehr angezogen. Ich wusste aber kurz vor meinem Abitur überhaupt nicht was ich machen soll und war dann in Weilheim auf der Hochschulmesse. Hier bin ich zufällig an dem Stand des IVPs vorbeigelaufen. Es hat mir von Anhieb gefallen, da es auch so außergewöhnlich war und ich davor noch nie was davon gehört hatte. Alle anderen wussten immer, dass sie Jura oder BWL studieren wollten. Ich wollte nicht in so einen großen, anonymen Studiengang. Nach dieser Messe war ich dann noch bei dem Studieninfotag an der Hochschule und das hat mir so gut gefallen, dass ich gesagt habe, ich will das unbedingt machen.

Ist das Studium sehr praxisnah?

Ja, finde ich schon. Die ersten beiden Semester sind das ingenieurtechnische Grundstudium. Hier tatsächlich nicht so. Aber ab dem dritten Semester fangen die ganzen Praktika an und ab da ist man eigentlich so gut wie jede Woche im Labor. Im vierten Semester hatten wir wirklich zwei Praktikumstage in der Woche, an denen wir eigentlich den ganzen Tag im Labor waren. Ich finde, dass man das Gelernte sehr gut anwendet.

Gibt es Fächer, die dir nicht so gelegen haben?

Ja, man kann allgemein sagen, dass die ersten beiden Semester immer ein bisschen schwierig sind. Da hat man einfach die Grundfächer wie Mathe, Mechanik und Thermodynamik. Ich muss schon sagen, dass die Fächer wie biogene Faserstoffe viel mehr Spaß machen, da man dazu einen direkten Bezug hat. Am Anfang haben wir uns alle gegenseitig unterstützt und zum Durchhalten gebracht, damit man das durchzieht. Aber es lohnt sich auf jeden Fall. Es war natürlich auch nicht nur schwierig, aber es ist trockener als es dann später ist. Dennoch braucht man die Grundlagen., ansonsten kommt man nicht klar.

Was ist dein Lieblingsfach?  

Also bis jetzt hat mir biogene Faserstoffe am besten gefallen. Das wird von der Professorin Dr. Zollner-Croll unterrichtet. Da hat man einfach einen großen Bezug zu. Aber es ist auch sehr chemisch und es gab ein sehr gutes Praktikum dazu, das hat mir gut gefallen. Bis jetzt war es das beste Fach, aber ich bin gespannt was noch so kommt.

Was hast du nach dem Master vor?

Tatsächlich habe ich noch keine konkreten Pläne. Es gibt so viele Bereiche, die mich interessieren, deswegen kann ich noch nicht sagen, wo ich am Schluss hinwill. Man kann ja doch in einige Bereiche gehen, mal schauen, wo es mich dann hin verschlägt nach dem Master. Ich hatte vor dem Studium auch noch keine Ausbildung gemacht, das heißt ich schau jetzt mal welcher Bereich mir am besten gefällt und bin sehr gespannt auf mein Praktikum.

Was machst du denn in deinem Praktikum genau?

Ich werde in der Werksentwicklung sein. Dadurch, dass ich noch keine Ausbildung habe, werde ich die ersten sechs Wochen durch den ganzen Betrieb gehen und alle Abteilungen und Maschinen kennenlernen. Danach bekomme ich ein Projekt, das ich betreue, natürlich mit Unterstützung. Dadurch habe ich die Möglichkeit alle Abteilungen kennen zu lernen. 

Wirst du für das Praktikum umziehen?

Ich bekomme eine Werkswohnung in Schongau, wo auch die Fabrik ist. Unter der Woche werde ich dann immer in Schongau sein und am Wochenende in München. Ich behalte mein Wohnheimzimmer in dieser Zeit. Das ist ja nicht so weit.

Wie war der Umstieg von Schule auf Studium für dich?

Ich fand es toll, mir hat das wirklich gut gefallen, von der Schule in die Hochschule. Es ist einfach eine ganz andere Art zu unterrichten. Man ist mehr auf sich selbst gestellt und kann machen was man will, da es freiwillig ist. Niemand steht am nächsten Tag da, um eine Ex zu schreiben und einen dazu zwingt etwas stur auswendig zu lernen.

Natürlich muss dazu sagen werden, dass man in der Prüfungsphase schon alles können und darauf vorbereitet sein muss, aber ich finde das Lernen an sich an der Hochschule viel schöner als in der Schule.

Wie organisierst du dein Studium? Was fällt dir schwer?

Ich bin selbst ein relativ strukturierter und organisierter Mensch, deswegen ist es mir tatsächlich gar nicht so schwergefallen. Die Organisation ist wichtig im Studium, da es eine große Selbstverantwortung ist, etwas zu machen und wann man es macht. Man muss es sich einteilen, nicht erst drei Tage vor den Prüfungen mit dem Lernen zu beginnen, sondern schon ein bisschen vorher. Aber es ist alles machbar und man hat schnell den Dreh raus. An der Hochschule gibt es unglaublich viel Angebote, mein Problem war ein bisschen, dass ich alles machen wollte. Ich hatte gar keine Zeit für alles was ich machen wollte, da es so viele Möglichkeiten gab. Das ist mir da schon fast zu viel geworden.

Wie finanzierst du dein Studium?

Ich bekomme seit meinem Abitur ein Stipendium. Ich bin Stipendiatin beim Cusanuswerk, das ist eines der zehn Begabtenförderungswerke des Staates. Nebenbei bin ich als studentische Hilfskraft im Labor tätig. Ich arbeite bei uns im Nasslabor und untersuche Stoffproben auf unterschiedliche Qualitätsmerkmale, wie die Weichheit von Papieren. Das gefällt mir wirklich gut, da ich das was ich gelernt habe auch sofort anwenden kann und ich konnte durch die Arbeit wirklich sehr viel lernen, da ich es selber gemacht habe, nur weil ich ein paar Stunden in der Woche im Labor gestanden bin. Das ist wirklich hilfreich für das Studium und es hat mich sehr gefreut, dass ich das machen durfte. Das ist nächste Woche leider auch fertig, da ich dann ins Praxissemester gehe.

Wie bist du auf dieses Stipendium aufmerksam geworden?

Ich wurde von meiner Schule für das Stipendium vorgeschlagen. Dann gibt es ein Auswahlverfahren, das man durchlaufen muss und wird dann in die Förderung aufgenommen. Somit wurde ich ab meinem ersten Semester gefördert. Es wird auch zum Teil nach dem Studiengang ausgesucht und ich denke, da hatte ich mit meinem speziellen Studiengang auch etwas Glück, dass ich es bekommen habe. Das Stipendium muss einmal während des Studiums verlängert werden, da werden nochmal die Leistungen überprüft und dann bekomme ich es bis zum Ende meines Masters.

Was bedeutet Erfolg für dich?

Dass ich mit dem, was ich gemacht habe, selbst zufrieden sein kann und dass es auch anderen Leuten etwas gebracht hat, was ich gemacht habe.

Was sind deine Eindrücke vom Studium?

Ich finde das Studium an sich ist einfach unglaublich spannend und abwechslungsreich, da wir sehr viele unterschiedliche Fächer haben und in sehr viele unterschiedliche Bereiche hineinschauen. Das fand ich echt toll und dass wir immer wieder unterschiedliche Praktika haben. Zudem finde ich es super, dass es eine so gute Kommunikation unter den Studenten gibt, dadurch dass wir so klein sind. Aber auch zu den ProfessorInnen gibt es eine tolle Kommunikation, man kennt sie einfach besser in so einem kleinen Studiengang.

Wem würdest du dieses Studium empfehlen? 

Ich glaube, man muss vor allem neugierig sein. Natürlich ist es nicht schlecht, wenn man technisch interessiert ist. Für mich war auch der nachhaltige Aspekt sehr wichtig für das Studium, das kann man damit auch sehr gut abdecken. Zudem kann ich es Leuten empfehlen, die keine Lust darauf haben, sich mit 600 anderen in eine Vorlesung zu setzten und frontal beschallt zu werden. Das gibt es bei uns nicht. Es ist ein super familiärer Studiengang. Man lernt sich einfach kennen und ich bin so froh über die Leute, die ich kennengelernt habe. Ich habe sie wirklich liebgewonnen, deswegen bin ich fast schon ein bisschen traurig, dass ich sie ein Jahr nicht mehr sehen werde. Aber wir werden uns bestimmt besuchen. Also ich finde man findet wirklich sehr gute Freunde, einfach dadurch, dass man sich jeden Tag sieht. 

Wer oder Was ist dein Kontaktpunkt für Fragen?

Grundsätzlich erstmal meine KommilitonInnen, denn wenn ich es nicht weiß, wissen die es meistens. Wenn es um wichtigere Sachen geht, dann unsere ProfessorInnen. Sie unterstützen uns, wo sie nur können.

Hast du Kontakt zu höheren Semestern? Ist die Kommunikation gut?

Ja, gerade durch die Aktivitas, eine Vereinigung von Studierenden des Studiengangs Papier- und Verpackungstechnik, hat man immer wieder Kontakt. Ich habe die höheren Semester relativ schnell kennengelernt, denn es gibt ja immer wieder Veranstaltungen, wo man sich trifft. Man kann sich da auf jeden Fall austauschen.

Würdest du sagen, dass das Studium für Frauen geeignet ist?

Ja auf jeden Fall. Wir sind jetzt der erste Jahrgang, der mehr Frauen als Männer hat. Es ist schon etwas Besonderes und man wird immer wieder darauf angesprochen. Die Ausrede, dass man das als Frau nicht studieren kann ist falsch. Es macht unglaublich viel Spaß, gerade auch mit den ganzen anderen Frauen. In der Industrie gibt es derzeit noch sehr wenig Frauen, das finde ich sehr schade. Es wäre super, wenn sich ein paar mehr trauen würden und sich nicht abschrecken lassen, dass es derzeit noch so viele Männer sind, denn es werden immer mehr Frauen.

Engagierst du dich ehrenamtlich?

Bei mir im Wohnheim bin ich Tutorin. Ich bin für das soziale Leben bei uns verantwortlich, dafür das der Zusammenhalt stimmt, dass man Aktionen zusammen macht und die ausländischen Studierenden mit einbindet. In meinem Haus, für das ich verantwortlich bin, wohnen 600 Leute, wir sind aber auch vier TutorInnen und ein sehr tolles Team. Das macht mega Spaß, aber man ist natürlich auch ausgelastet. Zudem bin ich in der Aktivitas, eine Vereinigung von Studierenden unseres Studiengangs. Leider konnte durch Corona in letzter Zeit eher weniger stattfinden.

Was machst du in deiner Freizeit?

Ich backe, lese und gehe sehr gerne schwimmen.

Wie oft fährst du nach Hause?

Ganz unterschiedlich. Wenn Prüfungen sind, eher selten, aber normalerweise einmal im Monat.